Montag, 20. April 2009

Game, set and match!

Was für ein Frühlingsanfang! Kaum konnte man am Wochenende das erste Mal seit Wochen und Monaten wieder vor die Tür gehen, da kam man auch schon nicht mehr raus...

... jedenfalls nicht aus dem Staunen, wenn man den Sonntagabend im BLUE SHELL verbracht hatte. Ein aprilfrisches Line-up tauchte die schummrige Kneipe in strahlenden Glanz und insgesamt acht Slammer glänzten mit höchst abwechslungsreichen Vorträgen.

René Deutschmann schaffte es bis ins Halbfinale und bewies einmal mehr, daß sein Platz unter den derzeit eindrucksvollsten Bühnenpoeten ganz weit vorne ist! Mit beeindruckender Lässigkeit reihte er seine Reime aneinander und flirtete sich lyrisch durchs Nachtleben - doch leider nicht bis ins Finale.

Auch Der Koschuh mußte sich geschlagen geben, nachdem er den Frühling im Wesentlichen als Zeit der Heizkostennachzahlung gepriesen und schlußendlich ganz schweres Geschütz aufgefahren hatte: Einen von Adolf vorgetragenen Liebesbrief an seine Eva Braun.

Romantisch und allzuromantisch ging es im finalen Kampf Mann gegen Mann jedoch zunächst auch weiter. Dorian Steinhoff, der schon eine Runde zuvor schillernd schilderte, wie die Sonne der Erotik ihren Tiefststand erreicht, skizzierte einen trüben Morgen danach. Der zweite Platz dürfte ihn selbst vor einem solchen jedoch bewahrt haben.

Monatsbester wurde Robert Targan, der mit seiner grotesken Bewerberstory bei »Wetten, daß...?« zwar keine Saalwette gewann, aber doch die Herzen und Stimmkarten der Zuschauer. Und das neueste Gimmick der Abteilung Q: Einen Kugelschreiber mit integriertem 4GB USB-Stick - inklusive voraufgespielter Geheiminformationen, versteht sich!

Ein Geheimnis sei indessen noch verraten! Der Satz des Abends nämlich kam von Jörg Schepers, der sich leider nach der Vorrunde bereits geschlagen geben mußte: »Lustlos stocherte der allmächtige Dr. Schnick in seinen tausenjährigen Eiern...«

Aber das ist eine andere Geschichte...

Donnerstag, 16. April 2009

Poetry Slam's all time high

Allüberall sieht man Bäume knospen und Grillkohle glimmen und an Abende in schummrigen Kneipen ist kaum ein Denken, wäre da nicht das BLUE SHELL, das sich im eigensinnigen April in einen botanischen Garten des gesprochenen Wortes verwandelt. Denn welche bizarre Blüten junge Literatur so treibt, läßt sich erneut unter die Lupe nehmen, wenn es heißt »Poetry Slam: THE WORD IS NOT ENOUGH«.

Folgen Sie dem Ruf der Natur und lauschen gebannt, wie sich einmal mehr hochkarätige Slammer entfalten. In diesem Monat unter anderem:

  • Der Koschuh, derzeit Führender im österreichischen Slam-Ranking, der kabarettiert und liest, zum Beispiel von Tiroler Schützen und Schweizer Gardisten, die zu ihrem ersten gemeinsamen Auslandseinsatz in den Iran ausrücken
  • Dorian Steinhoff, Gastgeber der Trierer Lesebühne »Kanapee-Poeten«, der über so illustre Typen wie bekiffte Pokerspieler schreibt und sein neues Buch im Gepäck hat: »Goldfische sind auch keine Lösung«
  • Jörg Schepers, der nach eigenen Angaben seinen Lebensunterhalt als rechte Hand eines Straßenpredigers verdiente, der ihn anhand der Bibel lesen und schreiben lehrte. Er selbst lehrt das Publikum das Staunen mit seinen Grotesken, die einem Eugen Egner oder Ror Wolf in nichts nachstehen
  • Robert Targan, der seine Leidmotive gekonnt in Verse kleidet, nach dem Motto »Metaphern machen keinen Sinn: In meinem Glas war nie was drin!«
  • Michail Verskajn, der Kalte Krieger unter den Literaturagenten, der schon mehrfach mit seinen schrillen Grotesken und haarsträubenden Beobachtungen aus dem Brennpunkt Bonn-Tannenbusch begeisterte und in der Bundesstadt unlängst den dreckigen Slam »Sex, Drugs 'n' Poetry« aus der Taufe gehoben hat

Drehen Sie sich also einen Knoten in das blaue Band und flattern am Sonntagabend ins BLUE SHELL, zum Poetry Slam THE WORD IS NOT ENOUGH!